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Mittwoch, 16. Oktober 2024

POL-GI: Landkreis Gießen: Angebliche Notlage vorgegaukelt – „love scam“ verursacht fünfstelligen Schaden

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Gießen (ots) –

Landkreis Gießen: Angebliche Notlage vorgegaukelt – „love scam“ verursacht fünfstelligen Schaden

Kennen Sie sich aus dem Internet? Geht Ihr Partner/Ihre Partnerin einer angesehenen Tätigkeit nach? Arbeitet er/sie aktuell im Ausland? Haben Sie sich bislang niemals persönlich getroffen? Haben Sie Geldforderungen erhalten?

Wenn Sie die Fragen mit „ja, richtig“ beantworten können, sollten Sie die Betrugsmasche „love scam“ oder „romance scam“ kennen, was frei übersetzt die Abzocke mir der Liebe bedeutet. Hierbei gaukeln Männer und Frauen ihren Opfern eine angebliche Liebe vor. Der Kontakt entsteht über Dating Portale oder über die sozialen Medien. Klassischer Weise findet die Kommunikation auf Englisch oder Französisch und größtenteils schriftlich statt. Die Betrügerinnen und Betrüger gehen angeblich einer beruflichen Tätigkeit im Ausland nach, meistens handelt es sich so um Armeeangehörige, Ärzte, Models, Arbeiter auf einer Ölplattform oder Ingenieure.

Über Wochen und Monate hinweg bauen die Kriminellen eine Beziehung zu ihren Opfern auf, versprechen eine gemeinsame Zukunft und reden von der großen Liebe. Irgendwann berichten sie von einem Unglücksfall oder einer Unpässlichkeit, die es notwendig macht, Geld vom Partner oder von der Partnerin zu erhalten. Kommt die Person aus Deutschland der Forderung nach, folgen meistens weitere Geschichten, mit weiteren Geldnöten.

Dass die Masche weiterhin genutzt wird, zeigt ein aktueller Fall aus dem Landkreis. Im Zeitraum von Sommer 2023 bis Ende Februar 2024 gaukelte eine Frau einem Mann aus dem Landkreis Gießen online ihre Liebe vor.

Die Unbekannte baute über Monate hin Vertrauen auf und manipulierte geschickt ihr Opfer. Via WhatsApp und TikTok stand die Kriminelle dabei mit dem Geschädigten in Kontakt.

Anfang März 2024 wurde letztlich Strafanzeige bei der Polizei Mittelhessen erstattet. Bis dahin gelang es der Online-Betrügerin (insofern es sich überhaupt um eine Frau handelte), einen finanziellen Schaden von 50.000 Euro anzurichten.
Mit einer angeblichen Notlage ergaunerte sie im vorliegenden Fall die Summe von ihrem Opfer in Form von Apple Pay-Karten.

Das Internet bietet viele Möglichkeiten, einen mutmaßlichen Betrug selber aufzudecken. Der Begriff „love scam“ bringt bei Suchmaschinen schon etliche Treffer. Opfer berichten von ihren Erfahrungen und veröffentlichen die von den Bertrügerinnen und Betrügern geschickten Fotos. Diese stammen meistens aus dem Internet und bilden Personen ab, die überhaupt nichts mit dem Betrug zu tun haben. So bleiben die tatsächlichen Täter anonym. Die „umgekehrte Bildersuche“ ermöglicht zusätzlich Hinweise auf einen laufenden Betrug. Hierfür ist nur das Hochladen eines Fotos der vermeintlichen Liebschaft in eine Suchmaschine im Internet notwendig. Die Suchmaschine zeigt die Treffer zu diesem Bild an.

Bemerkt ein Opfer den Betrug, ist die große Liebe seitens der Betrüger natürlich vorbei. Der Kontakt wird eingestellt, vorhandene Profile bei den genutzten Internetplattformen gelöscht.
Ermittlungsansätze für die Kriminalpolizei bieten die Telefon- und Kontonummern, doch auch das wird von den professionell agierenden Kriminellen bedacht. Dennoch appelliert die Polizei zur Anzeigenerstattung. Häufen sich Hinweise zu einer Gruppe, lassen sich dabei gegebenenfalls Zusammenhänge erkennen, die internationale Ermittlungen ermöglichen.
Zu den finanziellen Verlusten kommen die emotionalen Folgen. Opfer dieser Betrugsmasche sind häufig langfristig verunsichert und teils sogar traumatisiert, wenn es darum geht, neue Beziehungen einzugehen.
Der beste Schutz gegen diese Betrugsart ist die Aufklärung.

Zusätzlich gelten im Internet die Regeln, die generell im Umgang mit Fremden gelten:

– Vorsicht bei der Herausgabe von eigenen Daten oder Angaben zur

Finanzsituation.

– Hinterfragen Sie kritisch jede Aufforderung, die in Ihre

Richtung gemacht wird. Dies bezieht sich auch auf das Schicken von
Fotos: Bilder ihrer Wohnsituation lassen Rückschlüsse auf ihr
Vermögen zu. Intimbilder sollten Sie grundsätzlich nicht verschicken.

– Geben oder überweisen Sie nie Geld oder Wertsachen an fremde

Personen (oder solche, die Sie noch nie persönlich getroffen haben).

– Lassen Sie sich nicht als „Zwischenstation“ nutzen, wenn zwei

Parteien untereinander Geld überweisen wollen. Das funktioniert auch
ohne diesen Zwischenschritt. Sie werden dabei nur genutzt, um die
Überweisungswege zu verschleiern.

– Die „Zwischenstation“ bezieht sich auch auf Pakete: Lassen Sie
sich nicht darauf ein, ein Paket entgegenzunehmen oder es

aufzubewahren. Kriminelle nutzen solche Pakete, um weitere
Lügengeschichten aufzubauen und die Opfer unter Druck zu setzen.

– Beziehen Sie Freunde mit ein. Der Blick von außen ermöglicht

eine rationalere Bewertung und schützt Sie gegebenenfalls vor
finanziellem und emotionalen Schaden.

Yasmine Scholz, Pressesprecherin

Pierre Gath, Pressesprecher

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Quelle: ots

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