Frankfurt am Main (ots) –
Die aktuelle Glasfaserstudie von BearingPoint zeigt: die Schere zwischen Verfügbarkeit und Nutzung von Glasfaseranschlüssen in Deutschland öffnet sich, DSL bleibt weiterhin dominant
Die Marktdurchdringung von Glasfaseranschlüssen in Deutschland dürfte in den kommenden Jahren deutlich hinter den Erwartungen von Wirtschaft und Politik zurückbleiben. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint. Demnach wird sich die Schere zwischen Verfügbarkeit und Nutzung in den kommenden Jahren immer weiter öffnen. Zu den Hintergründen der nur langsam wachsenden Marktanteile und den ungenutzten Potenzialen der Glasfaser-Internetversorgung hatte BearingPoint bereits im Sommer 2022 einen repräsentativen Teil der deutschen und österreichischen Bevölkerung befragt. Im Sommer 2024 wurde die Glasfaserstudie ein weiteres Mal durchgeführt.
Mit insgesamt 49 Prozent der Befragten nutzt derzeit annähernd die Hälfte der Menschen in Deutschland einen DSL-Internetanschluss und somit eine Anschlusstechnologie, die nur Bandbreiten von bis zu 250 Mbit/s ermöglicht und entsprechend nicht gigabitfähig ist. Gigabitfähige Anschlüsse und insbesondere Glasfaseranschlüsse sind essentieller Bestandteil der Gigabit-Strategie der Bundesregierung und Vorraussetzung für viele digitale Anwendungen. Diese gigabitfähigen Anschlusstechnologien folgen erst auf dem zweiten Platz mit deutlichem Abstand und laut Aussage der Umfrageteilnehmer einem Anteil von jeweils 18 Prozent Glasfaser- sowie Kabelinternetnutzern. Der Anteil der glasfasernutzenden Haushalte in Deutschland ist im Vergleich zur vorangegangenen Befragung zwar um zwei Prozentpunkte gestiegen, jedoch wäre ein Glasfaseranschluss laut Breitbandatlas der Bundesnetzagentur bereits für 32 Prozent der Haushalte in Deutschland möglich.
Eine Ausdifferenzierung zeigt sich mit Blick auf die Altersstruktur der Nutzerschaft. Ein DSL-Anschluss wird derzeit am häufigsten von der Generation ab 55 Jahre genutzt (56 Prozent). Die Altersgruppe der 35-44-jährigen Personen ist hingegen die Gruppe, in der am häufigsten Glasfaseranschlüsse genutzt werden.
Marcel Tietjen, Partner bei BearingPoint, kommentiert: „Die Zahl der Glasfaseranschlüsse ist derzeit viel zu niedrig, als dass die Ziele der Bundesregierung erreicht werden könnten. Bereits für das Jahr 2025 hat sie das Ziel von 50 Prozent Glasfaserverfügbarkeit ausgegeben. Die projizierte Glasfasernutzung wird dann jedoch bei lediglich 36 Prozent liegen, was ein Risiko für den eigenwirtschaftlichen Ausbau ist. Der Umstieg auf Glasfaseranschlüsse in deutschen Privathaushalten ist eine Generationenaufgabe. Zum Jahr 2030, die Bundesregierung setzt dann auf 100 Prozent Glasfaserverfügbarkeit, planen immerhin 49 Prozent Nutzer einen Wechsel zu einem Glasfaseranschluss. Würden die Gigabit-Ziele erreicht, blieben also mehr als die Hälfte der Anschlüsse ungenutzt. Zudem lässt sich konstatieren: Der politische Einfluss auf die Geschwindigkeit des Ausbaus ist sehr hoch und wo das Thema Glasfaserausbau in der Politik eine hohe Priorität einnimmt, dort ist auch die Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer mit den entsprechenden Anschlüssen hoch. Gleichzeitig sehen wir im europäischen Ausland und insbesondere in Skandinavien, dass eine digitalere Verwaltung durch ihre digitalen Services zu einer höheren Akzeptanz und Nutzung bei den Bürgerinnen und Bürgern führt.“
Warum in Deutschland über 40 Prozent der Befragten nicht ins Glasfasernetz wechseln wollen
Zu den Hauptgründen, warum die Marktdurchdringung genutzter Glasfaseranschlüsse auch in den kommenden Jahren deutlich hinter den Erwartungen von Wirtschaft und Politik zurückbleiben dürfte, zählen laut Studie eine grundsätzliche Zufriedenheit der Kunden mit dem Leistungsumfang ihres derzeitigen Anschlusses im Verhältnis zum Preis. So gibt die Mehrheit der Kunden, die keinen Glasfaser-Vertrag haben und auch keinen Wechsel planen, an, mit ihrem derzeitigen Anschluss bzw. Internetanbieter zufrieden zu sein. In diesem Kontext wird die Zurückhaltung durch die als (zu) hoch bewerteten Kosten eines Glasfaseranschlusses befördert: Als zweithäufigsten Grund gegen einen Wechsel nennen die Befragten, dass sie einen Glasfaser-Tarif, der laut Umfrage mit durchschnittlich elf Prozent mehr als ein DSL-Tarif zu Buche schlägt, schlicht als zu teuer empfinden.
„Die Endkunden werden aktuell noch durch meist höhere Preise für Glasfaseranschlüsse abgeschreckt. Die Preisspirale im Glasfasermarkt beginnt sich allerdings zu drehen. Während über einige Jahre hinweg die Glasfaser-Preise sehr konstant waren, sehen wir die ersten aggressiveren Preise, teils sogar unter dem Niveau der anderen Technologien, bei vergleichbarer Bandbreite“, kommentiert Julius Hafer, Partner bei BearingPoint.
Glasfaservorteile bei Endverbrauchern noch zu unbekannt
Ein zweiter relevanter Grund für mangelnde Wechselbereitschaft lässt sich bei Informationslücken bzgl. der technologischen Vorteile schneller Glasfaseranschlüsse festmachen. 15 Prozent der Befragten können für sich und den eigenen Alltag als Internet-Nutzer keine technischen Vorteile aus der Nutzung von Glasfaserprodukten ableiten. Ein Anteil von 51 Prozent gibt an, sich nur mittelmäßig oder sogar schlecht über die Glasfasertechnologie und ihre Anwendungsmöglichkeiten im eigenen Wohnumfeld aufgeklärt zu fühlen.
Je mehr die Befragten jedoch über die Glasfasertechnologie und verwandte Produkte wissen, desto mehr wird laut Studie die Wechselbereitschaft hin zu einem Glasfasertarif zunehmen. „Gerade vor dem Hintergrund würde ein verbindliches Abschaltedatum von DSL, wie es in verschiedensten Nachbarländern der Fall ist, Klarheit für die Endkunden, aber auch Planungssicherheit für die ausbauenden Unternehmen schaffen“, betont Marcel Tietjen.
Kommunikation des Themas Glasfaser: ein weiterer Grund für Reaktanz bei Wechsel ins neue Netz
Die Studie zeigt zudem, dass die Anbieter aus dem Telekommunikationssektor durch ihre Marketing- und Informationsmaterialien in der Vergangenheit nicht jene potenziellen Zielgruppen auf Kundenseite erreichen konnten, die für den Wechsel in einen Glasfasertarif erreicht werden müssten. 41 Prozent der Befragten haben zum Thema Glasfaser keine Werbung wahrgenommen. Von diesen Personen planen lediglich 22 Prozent, auf einen Glasfaseranschluss umzusteigen.
Wird hingegen Werbung – von den Befragten präferiert als digital ausgespielte Anzeigen und Banner oder per Flyer – wahrgenommen, zeigen sich die durchaus vorhandenen Potenziale des Themas Glasfaser für die Anbieterseite am Markt: 54 Prozent jener Befragten, die zuvor Werbung und Marketingmaßnahmen für Glasfaseranschlüsse wahrgenommen haben, planen die Anschlussart zu wechseln.
Bau- und Vertriebsmitarbeiter beeinflussen die Entscheidung pro/contra Glasfaser signifikant
Zu den weiteren Faktoren, die eine Entscheidung für oder gegen einen Glasfaseranschluss beeinflussen können, zählt laut Studie auch die Wahrnehmung der Befragten hinsichtlich der Vertriebs- oder Baumitarbeiter der Telekommunikationsanbieter. Demnach beeinflussen Bau- und Vertriebsmitarbeiter die Entscheidung pro/contra Glasfaser signifikant. So planen bei einer positiven Wahrnehmung der Vertriebsmitarbeiter 70 Prozent der Befragten auf Glasfaser zu wechseln, bei Baumitarbeitern sind es 64 Prozent der Befragten. Das Problem: Nur 36 Prozent der Befragten nehmen Vertriebsmitarbeiter und nur 39 Prozent Baumitarbeiter positiv wahr.
Julius Hafer resümiert: “ Viele Menschen wissen immer noch zu wenig über die Vorteile von Glasfaser wie die niedrigere Latenz, höhere mögliche Bandbreiten aber auch einen deutlich geringeren Energieverbrauch. Dabei stellt gerade die Aufklärung einen essenziellen Schritt zur aktiveren Nutzung von Glasfaser dar. Hier sind Anbieter aber auch die Regulierung dringend gefordert, ihre Informationskampagnen auszubauen. Gleichzeitig braucht es verlässliche Planungen seitens der Telekommunikationsunternehmen aber auch der Politik. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass gerade dann ein ‚Fiber-Fieber‘ ausgebrochen ist, wenn die Kunden von den Anbietern sehr konkrete Service-Versprechen erhalten haben. Nur dann werden die Glasfaseranbieter die Stagnation bei der Take-up-Rate (endlich) durchbrechen und den gewünschten Marktdurchbruch erzielen.“
Über die Umfrage
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Umfrage von BearingPoint, die über das Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführt wurde. An der Online-Umfrage nahmen zwischen dem 2. Juli bis 23. August 2024 insgesamt über 7.000 Personen in Deutschland und Österreich in zwei Befragungswellen teil. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren.
Über BearingPoint
BearingPoint ist eine unabhängige Management- und Technologieberatung mit europäischen Wurzeln und globaler Reichweite. Das Unternehmen agiert in drei Geschäftsbereichen: Consulting, Products und Capital. Consulting umfasst das klassische Beratungsgeschäft mit dem Dienstleistungsportfolio People & Strategy, Customer & Growth, Finance & Risk, Operations sowie Technology. Im Bereich Products bietet BearingPoint Kunden IP-basierte Managed Services für geschäftskritische Prozesse. Capital deckt die Aktivitäten im Bereich M&A, Ventures, und Investments von BearingPoint ab.
Zu BearingPoints Kunden gehören viele der weltweit führenden Unternehmen und Organisationen. Das globale Netzwerk von BearingPoint mit mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt Kunden in über 70 Ländern und engagiert sich gemeinsam mit ihnen für einen messbaren und langfristigen Geschäftserfolg.
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